Ein Aktivstall: ein Ort, an dem Pferde sich wohlfühlen

Ein Aktivstall: ein Ort, an dem Pferde sich wohlfühlen

Ein Aktivstall: ein Ort, an dem Pferde sich wohlfühlen

Wir alle wollen, dass unsere Pferde glücklich und gesund sind. Dann genießen auch wir die Zeit im Stall noch mehr. Ein Aktivstall bietet deinem Pferd artgerechte Bewegung und Beschäftigung. Hier fühlen Mensch und Pferd sich wohl. In diesem Blogbeitrag berichten wir euch, wie ein Aktivstall funktioniert und warum wir uns für diese Haltungsform entschieden haben.

Was bietet ein Aktivstall?

In einem Aktivstall haben unsere Pferde die Möglichkeit ihrem natürlichen Bewegungsbedürfnis nachzukommen und artgerecht zu leben. Im Gegensatz zur traditionellen Boxenhaltungen, in denen Pferde oft über Stunden hinweg in engen Räumen stehen, bietet ein Aktivstall den Pferden mehr Platz und Bewegungsfreiheit – und dies 24 Stunden am Tag. Das hat zahlreiche Vorteile für die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Pferde und damit auch für uns als Reiter*innen.
Ein Aktivstall ist ein Offenstall-Konzept, in dem die Pferde Tag und Nacht in einer Herde zusammenleben. Die Idee dabei ist, sie so natürlich wie möglich zu halten, immer draußen, mit der Möglichkeit jeden Tag möglichst viel Strecke zu laufen.
Es gibt inzwischen Firmen, die Aktivställe konzipieren. Aber es existieren auch sehr viele selbst entworfene Anlagen. Natürlich bestehen Unterschiede im Aufbau, der Größe der Anlage und in der Herdenzusammensetzung. Daher ist es sehr wichtig, dass du dich im Vorwege gut über den Stall informierst, bevor du mit deinem Pferd in eine solche Anlage wechselst. Nicht jeder Aktivstall passt zu jedem Pferd und zu dessen Besitzer*innen.

Aber was macht einen Aktivstall aus? Wie ist er aufgebaut?
Es gibt auf jeden Fall mehrere Bereiche, die unsere Pferde animieren sollen, sich möglichst viel zu bewegen, wenn sie von einem in den anderen Bereich wechseln. Sie sollen aktiv sein, daher auch der Name „Aktivstall“. Meist gibt es einen Ruhebereich, einen Fressbereich mit Heufütterung, eine oder mehrere Weiden, einen Sandbereich zum Wälzen und Dösen mit schützenden Unterständen, eine Wasserstation und dazwischen möglichst lange Laufwege. Die Pferde können selbst entscheiden, wo sie sich gerade aufhalten wollen – natürlich mit Einschränkungen durch Weidezugangszeiten, Heuzeiten oder Beritt.



Folgendes sollte ein Aktivstall bieten:

  • Viel Platz:
    Damit die Pferde genug Bewegungsfreiheit haben, viel Strecke laufen und miteinander toben können, erfordert ein Aktivstall eine große Fläche. Die Pferde müssen auf jeden Fall genug Platz haben, um sich mal von ihren Artgenossen zurückziehen zu können und einen ruhigen Platz zu finden. Dies bedeutet natürlich für Stallbesitzer*innen, dass sie auch eine größere Fläche pflegen und bewirtschaften müssen. 
  • Beschäftigungsmöglichkeiten:
    Um den Pferden viel Abwechslung zu bieten und sie aktiv zu halten, sollten unterschiedliche Bereiche vorhanden sein, die ihnen abwechslungsreiche Beschäftigungen anbieten und idealerweise verschiedene Bodenbeläge haben. So sollte es z.B. verschiedene Futterstellen, Totholzecken, Sandbereiche zum Wälzen, verschiedene Unterstände usw. geben. Und natürlich immer möglichst lange Laufwege, um in die verschiedenen Bereiche zu gelangen.
  • Futter- und Wasserstellen:
    Es sollte eine gute Wasserversorgung mit mindestens einer gut zugänglichen Wasserstelle geben. Außerdem sollten genügend geschützte Futterstellen vorhanden sein. In einigen Ställen gibt es Gruppen-Heuraufen, an denen die Pferde alle gemeinsam fressen und die zu bestimmten Zeiten geöffnet sind. Andere Ställe besitzen Heu-Ständer, an denen nur jeweils ein Pferd hineinpasst und an denen die Pferde nach Bedarf gefüttert werden. Wichtig ist, dass genügend Futterstellen vorhanden sind, damit auch rangniedrigere Pferde genug zu fressen bekommen. Das Kraftfutter muss in vielen Aktivställen dann individuell zugefüttert werden.
    Es gibt Aktivställen mit modernen, automatisierten Fütterungsprozessen. Dort haben die Pferde einen Chip, der z.B. in die Mähne eingeflochten ist oder um den Hals oder am Bein getragen wird. Dieser Chip regelt den Zugang zu Heu- und Kraftfutterstationen und bestimmt welche Futtermenge das jeweilige Pferd bekommt. 
  • Einzäunung:
    Sehr wichtig für den sehr großen Außenbereich in einem Aktivstall ist eine sichere Einzäunung. Die Einzäunung muss für die Pferde gut sichtbar sein (z.B. Breitbandlitzen mit massiven Holzpfählen oder auch massiven Kunststoffpfählen). Dünnere Elektrodrähte werden von den Pferden schlechter wahrgenommen und erhöhen das Verletzungsrisiko. Die Einzäunung muss regelmäßig kontrolliert und die Elektrobänder gegebenenfalls nachgespannt werden.
  • Kurze Wege für Besitzer der Pferde:
    Langes Laufen für die Besitzer, wenn sie ihre Pferde holen, lässt sich natürlich nicht vermeiden, falls die Pferde zu der Zeit gerade auf einer weiter entfernten Weide grasen. Ansonsten sollte versucht werden, die Wege vom Eingang des Paddocks zum Reitplatz, zur Reithalle oder zu den Anbindeplätzen möglichst kurz zu gestalten und gut zu beleuchten.
  • Integration neuer Pferde:
    Bei der Neubildung einer Herde ist es äußerst wichtig, dass die Pferde nach und nach die einzelnen Bereiche des neue Geländes kennenlernen. Dies geschieht in Kleingruppen und dauert meist eine Woche. Kommen neue Pferde in die bereits vorhandene Herde, ist auch hier eine Eingliederung in Schritten notwendig: z.B. zunächst zu zweit oder zu dritt in Paddock Boxen in Sichtweite der Herde, dann in dieser Kleingruppe zur Herde, aber nur
    stundenweise und möglichst während der Fressphasen. Natürlich ist jeder Neuzugang aufregend für die Herde und muss gut beobachtet werden.

Ein Tagesablauf in einem Aktivstall

Steht dein Pferd noch nicht in einem Aktivstall? Dann hilft es dir vielleicht, wenn wir hier einen kurzen Einblick in den Tagesablauf unserer Pferde geben, die in einem Aktivstall untergebracht sind. Natürlich kann dieser Tagesablauf je nach Jahreszeit und Befindlichkeit der Weiden verändert werden. Jeder Stall hat selbstverständlich in dieser Hinsicht seine eigenen Erfahrungen gemacht und daher vielleicht einen etwas anderen Tagesablauf.
Für unsere Pferde verläuft ein normaler Tag folgendermaßen:

  • 9 – 12.30 Uhr   Paddock (mit Fresspause, Ruhe in den Unterständen, wälzen, immer frisches Stroh zum knabbern zur Verfügung...)
  • 12.30 – 14.30 Uhr   Weidezeit
  • 14.30 – 18 Uhr   Paddock
  • 18 – 20 Uhr   Weidezeit
  • 20 – 2 Uhr   Paddock

Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Pferde

Aktivställe bieten die Möglichkeit, Pferde artgerecht zu halten und tragen somit zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden deines Pferdes bei.

  • Die regelmäßige Bewegung, die durch lange Laufwege und den Wechsel zwischen den verschiedenen Bereichen, auf unterschiedlichen Untergründen, gesichert ist, fördert die Gesundheit der Pferde und stärkt ihre Gelenke, Muskeln und Hufe. Der Aktivstall wird zurecht oft auch als „Bewegungsstall“ bezeichnet.
  • Viel natürliches Tageslicht und dauerhaft frische Luft ohne Staubbelastung oder Ammoniakdämpfe, die bei Boxenhaltung Pferden Atemprobleme bereiten können, bedeutet gesündere Pferde mit weniger Husten. Besonders für Asthmatiker kann ein Aktivstall förderlich für die Gesundheit sein. 
  • Das Leben in einer Herde 24 Stunden am Tag ermöglicht den Pferden ihr natürliches Verhalten auszuleben. Pferde sind von Natur aus Herdentiere und brauchen sozialen Kontakt zu ihren Artgenossen. Im Aktivstall haben sie die Möglichkeit soziale Kontakte zu knüpfen, miteinander zu spielen und gegenseitig das Fell zu pflegen.
  • Durch die abwechslungsreiche Umgebung des Aktivstalls kommt keine Langeweile auf: Die Pferde sind ausgeglichener und dadurch gesünder. Statt einen großen Teil des Tages alleine in einer Box zu verbringen, können sie die unterschiedlichen Bereiche des Aktivstalls erkunden, verschiedene Bodenbeläge erleben, soziale Kontakte mit Artgenossen herstellen und sich damit geistig und körperlich auslasten. Dadurch sind die Pferde meist auch beim Beritt deutlich ausgeglichener und entspannter. Die artgerechte Haltungsform verringert die Wahrscheinlichkeit von Verhaltensproblemen bei den Pferden.

Unsere Erfahrung mit einem Aktivstall

Wir, Jessi und Steffi von Hoofment, und auch alle unsere Mitarbeiterinnen, die natürlich auch Reitermädels sind, haben unsere Pferde seit einiger Zeit in einem Aktivstall untergebracht und sind mit dieser Entscheidung absolut glücklich. Diese artgerechte Pferdehaltung hat sowohl die Gesundheit als auch das Verhalten unserer Pferde positiv beeinflusst. Ihre Lebensqualität hat sich erhöht und sie können ihr natürliches Verhalten besser ausleben. Auch den älteren Pferden tut die regelmäßige Bewegung extrem gut und die dauerhaft frische Luft hat ihre Atmung verbessert, Husten gibt es nicht mehr. Das Leben in der Herde mit vielen sozialen Kontakten hat sie noch einmal aufleben lassen und sie sind deutlich entspannter im Umgang. Und da unsere Herde sehr gemischt ist mit Stuten und Wallachen, vom Shetty bis zum Kaltblüter, sind die sozialen Kontakte wirklich sehr vielfältig. Falls du mehr über unseren Aktivstall in der Lüneburger Heide erfahren möchtest, höre doch mal in unseren Podcast zu diesem Thema rein: https://podcasts.apple.com/de/podcast/hoofment-nachhaltigkeit-reitsport-pferde/id1585473052?l=en-GB&i=1000617415523 oder: https://open.spotify.com/episode/0pqikkmLjR98TZ6G4r5Wvo?si=qnJgwzU3QyeJodn3FNgrMg

Natürlich ist der Umzug in einen neuen Stall meist sehr aufregend für Pferde und Besitzer*innen. Wir waren zu Beginn jeden Tag im Stall – teilweise sogar mehrmals am Tag. Unsere Pferde haben die Umstellung in diese neue Haltungsform sehr unterschiedlich verkraftet. Da waren wir sehr froh über die intensive und kompetente Beratung durch die Stallbesitzerin. Einige unserer Pferde brauchten zur Eingewöhnung länger als andere und es gab beim Kennenlernen auch mal die eine oder andere Auseinandersetzung mit ranghöheren Pferden. Es kam vor, dass Pferde bei der Eingewöhnung zunächst deutlich abnahmen oder sich leicht verletzten. Wir haben auch bei anderen Einsteller*innen und ihren Pferden miterlebt, dass die Umstellung für einzelne Pferde nicht geklappt hat. Sie kamen mit ihrem auffälligen Sozialverhalten in der großen Herde nicht zurecht, bekamen Koliken oder haben zu stark abgenommen. In solchen Fällen müssen Pferdebesitzer*innen und Stallbetreiber*innen gemeinsam abwägen und entscheiden, ob diese Haltungsform für das jeweilige Pferd geeignet ist.
Bei unseren Pferden hat die Eingliederung gut geklappt. Sie genießen jetzt alle das Leben im Herdenzusammenhang und sind gesund und zufrieden. Und jedes Mal, wenn wir unsere Lieblinge im Stall besuchen, genießen wir den Anblick unserer Pferde, die so viel in Bewegung sind, so viel Platz haben, immer draußen an der frischen Luft sind und immer neue Partner zum Spielen haben.


Falls du dich zum Thema „artgerechte Pferdehaltung“ noch weiter informieren möchtest, lies gern mal unseren Blogbeitrag zu diesem Thema:


https://hoofment.de/blogs/news/artgerechte-pferdehaltung-die-naturlichen-bedurfnisse-deines-pferdes


Hast du ebenfalls schon Erfahrung mit einem Aktivstall gemacht? Dann schreibe gern in unseren Kommentar.


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