Wie sinnvoll ist Ausgleichssport zum Reiten?

Wie sinnvoll ist Ausgleichssport zum Reiten?

Wie sinnvoll ist Ausgleichssport zum Reiten?

Bei Hoofment besteht unser ganzes Team (Steffi, Jessi, Neele, Jaquelin und Laura) aus Reiterinnen und wir machen ergänzend hierzu auch unterschiedliche Sportarten als Ausgleichssport zum Reiten. Trotzdem stellen wir uns immer wieder bei uns im Team die Frage, welcher Ausgleichssport zum Reiten eigentlich ergänzend am besten geeignet ist? Was ist die beste Kombi? Wie können wir auch unsere Reiterfitness am besten fördern?

Deswegen haben wir uns an einen Profi hierfür gewendet und die liebe Mareike Krefl hierzu für euch interviewt. Mareike bietet mit ihrem Konzept „fühlen-denken-reiten“ Training für Reiterfitness, Sitzschulungen sowie Mentaltraining an und kombiniert diese Aspekte miteinander. Mit bestimmten Übungen und Techniken hilft sie Reiterinnen in ihren Schulungen damit, zu noch dynamischeren und losgelassenen Reiterinnen zu werden, um das Pferd so möglichst darin unterstützen zu können, sich schwung- und kraftvoll zu bewegen. Genau deswegen ist Mareike auch die perfekte Ansprechpartnerinnen für all unseren Fragen zum Thema Ausgleichsport zum Reiten und Reiterfitness. :)

Lieben Dank, dass du dir Zeit für unsere Fragen nimmst Mareike! Magst du vielleicht erstmal erzählen, wie du dazu gekommen bist, dass du dich u.a. viel mit Themen wie Reiterfitness und Ausgleichssport zum Reiten beschäftigst?

Ich hatte eine ganze Zeit immer Rücken- und Knieschmerzen nach dem Reiten und bin deswegen zum Orthopäden gegangen. Er hat sich meine Muskulatur angeschaut und gesagt, dass es kein Wunder ist, da ich sehr einseitig bemuskelt war. Die Reitertypischen Muskeln waren sehr stark, die Gegenspieler dazu eher schwach. Das führt zu Fehlhaltungen und auf Dauer zu Schmerzen.

Dies war für mich der Grund mich nicht nur mit Muskelaufbau beim Pferd, sondern auch beim Reiter zu beschäftigen. Über mein eigenes Training habe ich gemerkt, wie die Schmerzen verschwanden und ich mit viel mehr Leichtigkeit sitzen konnte. Meine Pferde liefen dadurch deutlich besser und das obwohl ich nur an MIR etwas geändert hatte.

Da die Veränderung so enorm war, bin ich noch tiefer in das Thema Ausgleichssport eingestiegen, um meine Erfahrungen auch an meine Kunden weitergeben zu können.

Welche Arten von Sport sind aus deiner Sicht besonders geeignet als Ausgleichssport zum Reiten?

Diese Frage kann gar nicht so pauschal beantwortet werden. Es kommt darauf an was für ein Typ du bist. Hast du von Natur aus eine starke Muskulatur und dir fällt eher die Beweglichkeit schwerer, dann sind Sportarten wie Yoga und alles was dich dehnt und mobilisiert sinnvoll. Bist du hingegen eher hypermobil und dir fehlt die Stabilität, dann sind Sportarten, die Kraft aufbauen wie gezieltes Krafttraining sinnvoll. In erster Linie sollte man also schauen, wo liegen die Herausforderungen im Körper und welche Sportart hilft individuell dabei. Ich weiß, ihr hätte jetzt gerne Sportart XYZ gehört, so einfach ist es aber leider nicht ;)

Möchte man nicht ganz so tief einsteigen, dann rate ich erstmal etwas zu machen, das Spaß macht und dem Körper möglichst viele Bewegungsreize liefert. So gewöhnt man sich an den Ausgleichssport und der Körper profitiert von neuen Bewegungsmustern.

Welche Vorteile hat es für uns aber auch für unsere Pferde, wenn wir als Reiterinnen zusätzlich Ausgleichssport machen?

Wir können nur das von unseren Pferden verlangen, was wir auch selbst in der Lage sind zu leisten! Wenn ich mich selbst nicht tragen kann, kann mein Pferd sich auch nicht ordentlich tragen. Habe ich keine Ausdauer, verkrampft meine Muskulatur und auch mein Pferd wird eher verkrampft laufen. Bin ich als Reiter nicht losgelassen und beweglich, kann auch mein Pferd nicht losgelassen laufen. All das, was im Reiterkörper passiert, spiegelt sich im Pferd wider!

Hat der Reiter eine gut ausgeglichene Muskulatur und ist beweglich, hat er mehr Stabilität und kann besser in der Bewegung des Pferdes sitzen. Wird die Ansteuerung des Körpers und die Koordination im Ausgleichssport geübt, ist die Hilfengebung im Sattel präziser und schneller.

Für mich ist der allergrößte Vorteil von Ausgleichssport die Förderung des Körpergefühls. Je mehr der Reiter lernt mit seinem Körper in verschiedenen Situationen umzugehen, umso einfacher wird es im Sattel.

Gibt es bestimmte Muskelgruppen, die wir als Reiterinnen zusätzlich zum Reiten besonders trainieren sollten?

Definitiv! Schauen wir uns die Reiterinnen mal an…

Der untere Rücken ist meist ziemlich stark, die meisten kennen ein Hohlkreuz nur zu gut ;)

Um dagegenzuwirken und das Becken aufzurichten, sollten wir den Bauch als Gegenspieler trainieren. Obwohl es nicht sein sollte, haben wir Reiterinnen ziemlich starke Oberschenkel Innenseiten. Diese sollten unbedingt gedehnt und die Oberschenkelaußenseite gekräftigt werden. So vermeidet man zum einen ein klemmendes Knie und auf Dauer Knieschmerzen.

Durch die alltägliche Haltung ist der obere Rücken oft abgeschwächt und die Schultern fallen nach vorne. Für eine aufrechte Haltung ohne viel Anstrengung sollte man den M.Trapezius oder auch Kapuzenmuskel trainieren.

Was sind die besten Möglichkeiten, um die eigene Reiterfitness zu fördern?

Das non plus Ultra ist natürlich ein Personal Training abgestimmt auf deinen Sitz und deine reiterlichen Anforderungen. Da dies nicht immer möglich ist, empfehle ich einfach anzufangen. Such dir etwas, das dir wirklich Spaß macht, woran du Freude hast und vor allem wo du dranbleibst. Es sollte nicht ein Punkt auf deiner To-Do Liste sein, den du nur widerwillig abhackst.

Jede Form von zusätzlicher Bewegung ist erstmal gut und hilfreich. Wenn du dann Spaß daran gefunden hast, kannst du immer noch hingehen und dein Training mehr auf deine Bedürfnisse spezialisieren. Alleine ist der innere Schweinehund zu groß? Dann such dir eine Gruppe oder bilde mit deinen Stall Mädels eine Reitersport Gruppe. Zusammen ist die Motivation größer und ihr könnt euch gegenseitig in den A** treten. ;)

Was ist deine Empfehlung wie viel Ausgleichssport zum Reiten wir ungefähr wöchentlich machen sollten?

Wie schon gesagt, ist jede zusätzliche Bewegung super. Sei es das Treppe steigen statt Fahrstuhl fahren. Das Fahrrad statt das Auto nehmen etc.

Für deinen Ausgleichssport wären 2-3-Mal die Woche toll. Es geht dabei nicht darum jedes Mal 1-2 Stunden zusätzlich zu machen. Auch 15-20 Minuten erzielen schon spürbare Effekte.

Welche Art von Kursen bietest du denn an?

Ich habe mein Kurssystem gerade ganz frisch umgestellt. Es wird zu verschiedenen Themen Kurse geben. Als erstes startet der Back to Basics Kurs am 14.04.22. Hier geht es darum ein stabiles und gesundes Fundament für dein Reiten zu bauen. In den 4 Kurswochen geht es um die Themen Kraft, Beweglichkeit, Koordination, Gleichgewicht und Körpergefühl. Du wirst nicht nur körperlich, sondern auch mental fit für dein Pferd.

Neben den online Kursen biete ich Fit im Sattel Kurse direkt im Stall an, sowie Personal Training.

Das Personal Training ist immer mit einer Sitzanalyse verbunden und kann offline und online stattfinden.

Du bietest ja auch Mental Coaching an. Was ist dabei oft euer Ziel und in welchen Situationen können Reiterinnen davon besonders profitieren?

Das ist ganz unterschiedlich. Jeder Coachee kommt mit seinem individuellen Thema. Das kann die Angst nach einem Unfall sein, Stress oder Blackouts in Prüfungssituationen, Vorbereitung auf Turniere, die Trauer über den Verlust eines Pferdes, Zeitmanagement aber auch der Umgang mit den Profis an der Bande. Im Prinzip kannst du mit jedem Thema zum Coaching kommen, das dich beschäftigt und mit dem du gerne einen besseren Umgang hättest. Das Ziel ist immer Lösungsstrategien für die spezifischen Situation zu entwickeln. Damit du nicht mehr der „Beifahrer“ bist und selbst wieder ins Handeln kommst. Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte jede Reiterin kann von Mental Coaching profitieren.

Inwieweit kann deine Arbeit mit Reiterinnen an der mentalen sowie physischen Gesundheit der Reiterinnen auch die Beziehung zwischen den Reiterinnen und ihren Pferden positiv verändern?

Unsere Pferde spiegeln uns! Wenn wir gelassener und ruhiger in den Sattel steigen, macht sich das auch in unseren Pferden bemerkbar. Viele angespannte Situationen können durch mentale Techniken des Reiters entschärft werden und somit zu mehr Vertrauen und Harmonie beim Reiten führen. Sind der Körper und Geist des Reiters ausgeglichen, bekommt das Pferd die Möglichkeit loszulassen und sein Potenzial zu entfalten. Auch die Bindung und die Kommunikation mit dem Pferd verändert sich, wenn der Reiter mit sich und seinem Körper im reinen ist. Alles wird klarer und es treten deutlich weniger Missverständnisse auf. 

 Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt auch etwas mehr Ausgleichssport zum Reiten zu machen, eure Reiterfitness zu verbessern oder auch ein Mental Coaching bei Mareike zu machen, dann schaut gerne mal auf der Website von Mareike vorbei. :) https://www.fuehlen-denken-reiten.de/

Wir wünschen euch ganz viel Spaß beim selbst noch fitter werden und sind gespannt auf eure Berichte, ob ihr dadurch Verbesserungen in eurer Reitweise, in eurem Köpergefühl und in eurer Hilfengebung bemerkt! Vielen lieben Dank für das Interview Mareike! :)

 

 


Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen